Am Schottenring, dort wo Wien atmet, fließt und sich erinnert, wurde eine Wohnung in einem Gründerzeithaus sanft erneuert – nicht als Bruch, sondern als behutsame Weitererzählung. Die Sanierung versteht sich als ein Dialog zwischen Epochen: Stuck, Flügeltüren und Raumhöhen blieben erhalten – nicht aus Nostalgie, sondern aus Respekt vor dem, was trägt. Neue Oberflächen, reduzierte Eingriffe und präzise gesetzte Materialien öffnen die Räume zur Gegenwart hin. Es ist ein Ort geworden, der Geschichte nicht konserviert, sondern belebt.

Weiterdenken im Bestand

Wie bringt man modernes Design in ein Gebäude, das Geschichte atmet? Genau darin lag eine unserer größten Herausforderungen: die Balance zwischen zeitgemäßer Gestaltung und dem respektvollen Umgang mit historischen Strukturen. Jeder Eingriff musste durchdacht sein – nichts durfte den ursprünglichen Charakter überdecken, sondern sollte ihn weiterentwickeln.

Auch die Raumaufteilung verlangte Kreativität: Die Aufbauhöhe reichte nicht aus, um einfach Stahlträger einzuziehen – also mussten wir neue Wege finden, um Offenheit und Funktionalität zu schaffen, ohne die statischen Grenzen zu sprengen.

Und nicht zuletzt: Nachhaltigkeit. Ein modernes Energiekonzept in ein bestehendes Gebäude zu integrieren, ist wie ein präziser chirurgischer Eingriff – technisch komplex, aber essenziell. Denn Zukunft entsteht genau dort, wo man Bestehendes nicht abreißt, sondern weiterdenkt.

Ein Gebäude aus dem Jahr 1880 ist mehr als nur Mauerwerk – es ist ein Zeitzeuge. Die Herausforderung bestand darin, die architektonischen Qualitäten nicht nur zu bewahren, sondern sichtbar und erlebbar zu machen. Gleichzeitig galt es, Räume zu schaffen, die heutigen Wohnstandards entsprechen: Offen, funktional, lichtdurchflutet. Statt starre Grundrisse einfach umzubauen, haben wir sie sorgfältig weiterentwickelt – mit Blick auf Proportion, Materialität und Raumfluss. Dabei war stets klar: Die Substanz gibt den Ton an, wir antworten mit zeitgemäßer Architektur, die sich zurücknimmt und dennoch präzise Akzente setzt.

Bauphysikalisch verlangte die Sanierung Höchstleistung: Dämmung, Feuchteschutz, energetische Standards – all das musste in einem System gelöst werden, das weder die äußere Erscheinung noch die innere Atmosphäre beeinträchtigt. So entstand ein Wohnraum, der nicht nur den Geist der Vergangenheit atmet, sondern auch die Sprache der Gegenwart spricht.

Umstellung von fossilen Energieträgern
(Gas) auf nachhaltige Heizungsart
Wohnungsteilung
Erschließen einer neuen
Abwasserleitung
Kastenfenster saniert
(innerer Flügel auf Isolierglas umgebaut)
Fußbodenaufbau und Fußbodenbelag
gänzlich erneuert
Deckenstuck
sanieret 

Projekt Info

MitarbeiterInnen

Simon Peimpold (PL), Jovan Bećir

Vermesser

Bogensberger Vermessung ZT

Tragwerksplanung

Stübe ZT

Fotos

Ilayda Yilmaz / Schütz ZT